Ära Theisen
Dr. Theisen, der bereits im Jahr 1939 auf Vorschlag der Stromathleten zum Vorsitzenden gewählt wurde, ist der Mann der Stunde. Bereits Anfang Januar 1946 trifft er sich mit einigen Übriggebliebenen und man plant gemeinsam die Zukunft des Vereins. So beginnt man unter anderem auch damit wieder die Clubmitteilungen herauszugeben.
„Schöppe es jitz Trump“ lautet der Kölsche Schöppemarsch zu den begonnenen Schuttbeseitigungen in der Stadt und auch der Verein „schöppt“ fleißig für den Neubeginn. Anfangs stellt der Ruderclub Preußen sein Bootshaus und seine Boote für den Ruderbetrieb zur Verfügung, der im Mai 1947 wieder aufgenommen wird. Für Versammlungen sowie Feierlichkeiten darf der Verein die Räumlichkeiten des Kölner-Segel-Clubs nutzen.
Am 22. März 1947 richtet der Club dann auf dem Hotel-Schiff Bismarck sein erstes Fest nach dem Krieg aus, an dem die Mitglieder zahlreich teilnehmen. Schon am 21. September 1947 bestreitet er seine erste Regatta und feiert im Oktober sein 40. Stiftungsfest mit einem Herrenabend in den Räumen des KSC und einem Festball im Oppenheimschen Palais am Oberländer Ufer. Und dabei wurde auch mit „jefringsten Klütten“ geheizt. Die Not der Bevölkerung durch die Lebensmittelrationierung (755 Kalorien pro Tag) und den Schwarzhandel endet schließlich mit der Währungsreform am 18. Juni 1948. Das Wirtschaftswunder nimmt seinen Anfang.
Das neue Bootshaus
Auch in den Ruder-Club Preußen kehrt drei Jahre später das Vereinsleben zurück, weshalb sich der KCfW um eine neue dauerhafte Bleibe bemühen muss. Die zunächst in Erwägung gezogenen Möglichkeiten, mit einem anderen Ruderverein zusammenzugehen oder das Hausboot Alte Liebe zu kaufen, schlagen fehl. Daher kommt nur das finanzielle Wagnis in Betracht, ein neues, schwimmendes Bootshaus zu bauen.
Der Vorsitzende Dr. Theisen sowie die Mitglieder Hubert Eiserfey, Michael Fischer, Max Reimbold und Kurt Schmitte stellen mit Bürgschaften die erforderlichen Sicherheiten für die Finanzierung des Vorhabens, das durch den dafür gegründeten Bootshaus-Bauverein durchgeführt werden soll.
Mitte 1951 kann das 36 Meter lange und 10 Meter breite Bugstück des havarierten Kohle- und Erzfrachters Ignatz Maria erworben werden. In der Werft Schmidt in Oberkassel wird dieses nach den Wünschen des Vereins umgebaut und 1952 an seinen vorläufigen Liegeplatz in Köln-Marienburg geschleppt. Dort erhält das Boot unter der Bauleitung des Vereinsmitglieds Walter Jaspers ein als Terrasse nutzbares Oberdeck, sein Anlegefloß und den Innenausbau, bevor es am 19. November 1952 an den Liegeplatz des alten Bootshauses auf Stromkilometer 683,7 gezogen wird, wo es noch heute liegt.
Mit dem Silvesterball 1952/53 findet die erste Feierlichkeit in den neuen Vereinsräumen und am 17. Januar 1953 die offizielle Einweihung mit einem Herrenessen unter Beisein von Vertretern der Kölner Bürgerschaft und des Rudersports statt.
Wirtschaftwunder
Nicht nur in den Verein kehrt im ersten Jahrzehnt nach dem Krieg das Leben zurück. Im Juni 1952 zieht der WDR in seine Gebäude am Wallrafplatz, im Oktober 1955 wird der Gürzenich wieder als Festsaal der Kölner Bürgerschaft genutzt, im Jahr 1957 wird die Empfangshalle des Bahnhofs und das neue Opernhaus, im Jahr 1958 die neue, inzwischen abgebrochene Sporthalle und im Jahr 1959 die Severinsbrücke eingeweiht. Im Jahr 1959 erreicht die Stadt wieder mit 773.222 Bürgern den Stand von 1939.
Die Rennruderer im Club werden von den Trainern Adolf Hansult und Werner Gerhards betreut und steigern den Rekord des Vereins bis zum Ende der 1960er Jahre auf über 550 Siege.
Nicht so erfolgreich verläuft hingegen das 50. Stiftungsfest im Jahr 1957. Über die Vorbereitungen ergeben sich Meinungsverschiedenheiten zwischen einzelnen Vereinsmitgliedern, die nach der Feier im Oppenheimschen Palais derart eskalierten, dass einige verdienstvolle Vereinsmitglieder den Club verlassen.
Der Club verändert sich
Im Jahr 1960 stirbt als letzter der Vereinsgründer Theo Blum, der Stifter unserer Clubfahne.
Mit dem allgemeinen Aufschwung steigen auch die Anzahl der Mitglieder und deren Anfor-derungen an das Bootshaus. Dieses bietet Anfang der 1960er Jahre nicht mehr genügend Platz für die gewachsene Zahl der Rennboote sowie ein angemessenes geselliges Vereinsleben. So entschließen sich die Vereinsmitglieder auf Anregung des Vorsitzenden Dr. Theisen auf einer außerordentlichen Versammlung im Jahr 1963 zur Erweiterung des Bootshauses.
Durch eine überwiegende Finanzierung der öffentlichen Hand und der Kölner Industrie kann ein nach den Maßen zum Bootshaus passender Lastkahn für Braunkohle erworben werden. Der Umbau in der Mondorfer Werft wäre zügig verlaufen, wenn nicht der Rhein mehrmals seine Uferbewohner besucht hätte. Dadurch verzögert sich der Umbau um fast ein Jahr und, aus den Augen aus dem Sinn, schwindet entsprechend das Interesse der Mitglieder an ihrem Verein. Zudem können aufgrund der beginnenden wirtschaftlichen Rezession keine Geldgeber für den Ausbau der Clubräume gewonnen werden. Da zwischenzeitlich auch langjährige Vorstandsmitglieder aus Altersgründen ihre Mitarbeit beendet haben, ist der Beginn der Nutzung des zumindest erweiterten Bootshauses ab dem Jahr 1966, anders als ursprünglich geplant, zugleich ein Neuanfang des Clubs.
In den Folgejahren dominieren unter der Leitung von Ulrich Grosch die weiterhin erfolgreichen Rennruderer im Verein. Auf Bestreben von Dieter Heyder wird jedoch 1972 der Ausbau des Breitensports und des Wanderruderns begonnen, so dass zwischen 1973 und 1976 die Fahrtenkilometer von 10.415 auf 51.084 steigen.
Die Verschiebung des Vereinsschwerpunktes vom Renn- zum Breitensportrudern kann zwar nicht ohne Widerstände im Verein vollzogen werden, sie ist jedoch für den Fortbestand des Vereins unabdingbar geworden. Rennrudern hatte sich in der Zeit nach dem Krieg zum Hochleistungssport entwickelt. Die sportlichen Anforderungen an einen konkurrenzfähigen Rennruderer waren damit derart gestiegen, dass die Kosten für einen qualifizierten Trainer, eine notwendige Betreuung, das entsprechende Bootsmaterial sowie die Reisen zu den Regatten für einen Verein mit der Größe des Clubs nicht mehr bezahlbar sind. Zudem führen die Kosten zu einem untragbaren Missverhältnis bei der Verteilung der Mitgliedsbeiträge auf die verschiedenen Tätigkeitsbereiche des Vereins.
Im Jahr 1979 folgt nach 40-jähriger Amtszeit von Dr. Franz Theisen als Vorsitzender des Clubs Dr. Rainer Hess. Der zum Ehrenvorsitzenden ernannte Dr. Theisen verstirbt im Jahr 1985.