Rudern

frauenvierer2_300Historisches
Rudern ist eine der ältesten Wassersportarten und war bereits in der Antike bekannt. Bekanntestes Beispiel hierfür sind die römischen Galeerenboote, die nicht nur mit Wind- sondern auch mit der Muskelkraft ihrer Ruderer fortbewegt wurden. Auch danach gab es bis zum Aufkommen der Dampfschiffahrt zahlreiche große Schiffsklassen, die die Ruderkraft benutzten um Geschwindigkeit und Wendigkeit zu erhöhen.

Schon damals wurde Rudern auch als reiner Sport betrieben. Die Vereinheitlichung der Techniken und Regeln bei Wettkämpfen (Regatten) haben wir jedoch auch in dieser Sportart den Engländern zu verdanken: Anfang des 18. Jahrhunderts fand der erste Ruderwettkampf der Neuzeit statt. Die erste Regatta auf der Themse fand 1775 statt und seit 1829 wird der bis heute berühmteste Ruderwettkampf, das Boat Race zwischen den Universitäten Oxford und Cambridge, jedes Jahr auf der Themse durchgeführt. Der erste Ruderclub in Deutschland gründete sich 1836 in Hamburg wo 1844 auch die erste deutsche Ruderregatta statt fand. Seit 1896 ist Rudern eine olympische Disziplin, wurde jedoch wegen ungünstigen Witterungsbedingungen als solche erstmals 1900 ausgetragen.

Rudern als Sport
Heutzutage meint der Ausdruck Rudern im Allgemeinen die Fortbewegung eines Bootes durch menschliche Kraft mittels fest mit dem Boot verbundener Ruder (Riemen oder Skulls).

Beim Sportrudern wird über einen Rollsitz weitgehend die Beinmuskulatur (etwa 70%) eingesetzt; über die Rücken- und Armmuskulatur wird die in den Beinen aufgebaute Kraft auf die Ruder übertragen und erzeugt den Vortrieb des Bootes. Eine Besonderheit des Ruderns, im Gegensatz zu anderen Bootssportarten, ist die Tatsache, dass die Ruderer gewöhnlich nicht in Fahrtrichtung sitzen und dadurch mit dem Rücken voran rudern. Der Steuermann schaut dagegen als einziger in Fahrtrichtung. Es werden zwei Grundtypen des Ruderns unterschieden:

  • Zum einen das Skullrudern, bei dem jeder Ruderer zwei Skulls, die überlappenden Skullenden leicht vor- oder übereinander versetzt, beidseitig führt. Dabei hält der Ruderer in jeder Hand ein Skull und führt mit diesen eine seitensynchrone Ruderbewegung aus. Diese Form des Ruderns fand eine größere Verbreitung, vor allem im Breitensport. Hierbei können auch Boote mit einer ungeraden Anzahl von Ruderern gefahren werden. Beim KCfW wird fast ausschließlich mit Skulls gerudert.
  • Zum anderen das Riemenrudern, wobei jeder Ruderer mit beiden Händen nur einen Riemen einseitig führt. Da die Riemen nur einseitig geführt werden, sind Riemenboote immer mit einer geraden Anzahl von Ruderern (ggf. zusätzlich mit einem Steuermann bzw. einer Steuerfrau) besetzt, um keinen Kraftüberhang in eine Richtung zu erzeugen, da dieser Überhang logischerweise zu einer Drehbewegung des Bootes führen würde. Die Schlagseite der Riemen wechselt von Ruderer zu Ruderer: Schlägt der erste Ruderer rechts, so schlägt der zweite links usw.

Bootsgattungen
Beim Rudern haben sich unterschiedliche Bootsgattungen bzw. -klassen (Anzahl der Ruderer) herausgebildet. Bootsgattungen mit der Bezeichnung Doppel- sind Skullboote, die übrigen sind Riemenboote. Ausnahme hiervon ist der Einer, der naheliegenderweise immer mit Skulls gerudert wird. Die am häufigsten auftretenden Bootsgattungen sind:

  • Einer (Skiff) (1x)
  • Doppelzweier ohne Steuermann (2x)
  • Zweier ohne Steuermann (2-)
  • Zweier mit Steuermann (2+)
  • Doppeldreier ohne Steuermann (3x)
  • Doppelvierer ohne Steuermann (4x)
  • Doppelvierer mit Steuermann (4x+)
  • Vierer ohne Steuermann (4-)
  • Vierer mit Steuermann (4+)
  • Doppelfünfer ohne Steuermann (5x)
  • Achter mit Steuermann (8+)
  • Doppelachter mit Steuermann (8x+)

Bei Bootsgattungen ohne zusätzlichem Steuermann übernimmt der Bugmann die Steuerung des Bootes per Fußsteuer. Neben den oben genannten Gattungen gibt es auch seltenere Bootsbesetzungen, z.B. den Doppelsechser (6x).

Bootsarten
Bei den Sportruderbooten werden Rennboote und Gigs unterschieden. Erstere werden bevorzugt im Leistungssportbereich eingesetzt, zweitere eher im Breitensport. Sie unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Abmessungen (vor allem Breite und Höhe), ihrer Bauweise, ihres Gewichts und den verwendeten Materialien. Wurden Sportruderboote früher ausschließlich aus Holz gefertigt, so haben inzwischen zunehmend Leichtbaustoffe wie Kohlefaser und glasfaserverstärkter Kunststoff (GFK) in beiden Bootsarten als Baustoffe Einzug gehalten.

Mannschaft
Die Mannschaften eines Ruderbootes werden entsprechend der eingenommenen Ruderplätze im Boot durchnummeriert: Angefangen beim Ruderer vorne im Bug aufsteigend bis zum Ruderer im Heck. Der Steuermann wird in dieser Zählung nicht berücksichtigt. Jedes Ruderboot wird von einem Obmann geführt, der für die Fahrt, das Boot und die Mannschaft als Ganzes verantwortlich ist. Er führt das Kommando im Boot und legt den Kurs fest. Daneben gibt es den nicht rudernden Steuermann, der das Handsteuer führt und auf einem eigenen Steuerplatz (meistens im Heck des Bootes) sitzt. In Booten ohne gesondertem Steuerplatz übernimmt diese Aufgabe der Bugmann. In Einern (Skiffs) sind beide Aufgaben auf eine Person vereint, in den höheren Bootsklassen werden diese Aufgaben häufig von unterschiedlichen Personen wahrgenommen. In Ruderbooten mit mindestens zwei Ruderern gibt es zudem noch den sogenannten Schlagmann, der stets auf dem letzten Ruderplatz im Heck sitzt und sowohl die Schnelligkeit als auch die Länge des Ruderschlags vorgibt. An seinem Schlag müssen sich die übrigen Ruderer strikt halten, um eine effiziente, synchrone und harmonische Übertragung der Ruderkraft ins Wasser zu gewährleisten. Erwünschte Nebeneffekte sind eine Beschleunigung der Bootsgeschwindigkeit bei gleichbleibendem Krafteinsatz und eine insgesamt als flüssiger empfundene Ruderbewegung.

rudernmuskelgruppen

Beanspruchte Muskelgruppen bei der Ruderbewegung: Streckmuskulator (dunkelrot) und Beugemuskulatur (hellrot)

Gesundheitliche Aspekte
Rudern kann ab einem Alter von 8 Jahren (entscheidend ist die Körpergröße) bis ins hohe Alter betrieben werden. Als eine von wenigen Sportarten wirkt sich Rudern auf alle Hauptmuskelgruppen positiv aus und ist dazu äußerst kreislauffördernd. Zugleich werden Beweglichkeit und Koordination des Körpers verbessert .

Was viele nicht wissen, Rudern ist in erster Linie eine technische Sportart. Durch eine saubere Rudertechnik und eine größtmögliche Bewegungsökonomie kann die Bootsgeschwindigkeit (und auch der Spaß am Rudersport) enorm gesteigert werden. Gleiches gilt für die Koordination der Bewegung des Einzelnen mit den Bewegungen der übrigen Mannschaft.

Da Rudern einen komplexen Bewegungsablauf darstellt, ist es sinnvoll sowohl die Ausdauer als auch die wichtigsten Muskelgruppen immer wieder getrennt zu trainieren. Beste Ergänzungssportarten sind Skilanglauf, Joggen, Radfahren, Schwimmen, Ballspiele, Krafttraining und Gymnastik.

Verletzungen sind selten, nach Untersuchungen von Krankenkassen zählt Rudern zu den gesündesten und ungefährlichsten Sportarten. Durch falsche Technik können allerdings gesundheitliche Schädigungen auftreten. Daher achten wir als Verein besonders auf eine saubere Technik und bilden unsere Ruderschüler entsprechend sorgfältig aus. Außerdem kann es bei regelmäßigem Rudern durch das Drehen der Rudergriffe zu einer vermehrten Blasen- und Hornhautbildung an den Händen kommen.

Soziale Aspekte
Rudern fördert neben der körperlichen Ertüchtigung auch soziale Fähigkeiten, die von zeitloser Wichtigkeit sind: Dazu zählen u.a. die Förderung von Teamgeist, Verantwortungsbewusstsein, Ausdauer, mentaler Stärke und Zähigkeit. Nebenbei wird auch das technische Verständnis erweitert. Nicht umsonst wird Rudern noch heute an vielen Universitäten und Schulen als wichtiger Teil der charakterlichen und körperlichen Reifung von Jugendlichen verstanden und praktiziert. Auch Erwachsene können ihre Fähigkeiten auf beiden Gebieten durch das Rudern festigen und erweitern.

Weitere Informationen zum Thema Rudern als Sport findet ihr bei Wikipedia.

Doch die besten Einblicke in den Rudersport als Neuling bekommt man, wenn man es selbst ausprobiert: Unser Ruderkurs ist dazu die ideale Gelegenheit.