Am letzten Septemberwochenende lud die Société Nautique de Genève (SNG) wieder zur legendären Ruderregatta über 160km rund um den Genfersee ein. In diesem Jahr feierte nicht nur die Regatta ihre 50. Ausgabe, sondern auch die SNG ihr 150-jähriges Bestehen. Dafür konnte die Banque Cantonale de Genève (BCGE) als neuer Sponsor gewonnen werden. Zum Jubiläum stellten sich 26 Mannschaften der Herausforderung.
Es gab gleich 3 Boote mit KCfW-Beteiligung. Nachdem Leon schon einige Male mit Watz um den See gefahren ist und dabei viel lernen konnte, versuchte er dieses Jahr mit Jannika Moye eine eigene Mannschaft an den Start zu bringen. Aus dem KCfW startete er, nach kurzfristigem Ausfall, mit Karl Ernst Heinsberg gemeinsam mit Stefan Verhoeven (Kleve) und Lucia Exner (Köln/MüWa) in der Mixedklasse. Mit Lucia und Jannika hatte die Mannschaft zwei Genf-Neulinge an Bord gepaart mit Jahrzehnten langer Erfahrung von Karl Ernst und Stefan. Werner Gast startete in einer Renngemeinschaft mit dem BRV als Männermannschaft. Michael Ehrle konnte sich, nach dem letztjährigen Mixed-Erfolg, in einer Männermannschaft mit Markus Müller (Neuwied), Henning Osthoff (Köln/ RTK Germania), Christian Maus (Bonn/BRV) und Matthias Auer (Stuttgart), versuchen zu behaupten.
Mit einem gemeinsamen Bootstransport ging es am Donnerstag vor der Regatta schon Richtung Süden. Der Freitagmittag/-nachmittag ging für Boots-Präparationen und eine Probefahrt drauf, da keiner etwas dem Zufall überlassen wollte. Am Freitagabend gab es wie immer die Regattaeinweisung mit professioneller Wettervorhersage und zusätzlich gab es einen Sekt-Empfang mit außergewöhnlich gutem Fingerfood. Die Wettervorhersage sagte viele kleinere Schauer mit Tageshöchsttemperatur von 18 Grad und am Samstagvormittag bis Mittag viel Wind aus Süd-West voraus, was einerseits Schiebewind bedeutete, aber auch Wellen. Am Nachmittag sollte der Wind deutlich nachlassen und sogar drehen.
Durch die vielen Meldungen mussten die ersten Mannschaften am Samstagmorgen schon um 6 Uhr zu Wasser, konnten aber später bis kurz vor dem Start wieder im Hafen anlegen. Leider regnete es schon vor dem Start, wodurch man sich unsicher war, mit welchen Klamotten man an den Start gehen soll. Michis Mannschaft entschied sich für die „oben lang und unten kurz“-Variante. Um 8 Uhr ertönte der Startschuss und die 26 Mannschaften gingen im Massenstart Richtung erste Boje vor dem Hotel President Wilson, gut 1km hinter der Startlinie. Michis Mannschaft legte sich bewusst weit weg vom Rest des Feldes um genügend Platz für die übermotivierten Mannschaften zu lassen, die versuchen an der ersten Boje vorne zu sein. Nicht selten kam es dabei schon zu Bootsberührungen und Bootsschäden.
Michi ging an 3. Stelle und die Mixedmannschaft fast zeitgleich mit Werners Mannschaft an Position 6 und 7 um die Boje. Nach der Boje pendelte bei den anderen Mannschaften der Realismus ein und Michi konnte nach gut 15 min in Führung gehen. Schnell tat sich ein Loch zwischen Platz 2 und 3 auf, wodurch die Vorjahreszweiten aus Bonn/Stuttgart/Karlsruhe und die Renngemeinschaft von Michi ihr eigenes Rennen fuhren. Das Mixedteam und die Renngemeinschaft von Werner waren in einem Pulk von 6 Booten unterwegs, wo es immer wieder Positionswechsel gab, bedingt durch die jeweils gerade steuernde Person. Der Wetterbericht bewahrheitete sich und es gab auf der ersten Streckenhälfte Schiebewind. Die Zeiten bis Nyon nach gut 1:32 Stunden waren sehr schnell, aber ab dort bauten sich langsam mitlaufende Wellen auf, die bis Lausanne immer größer wurden. Durch intensives Training auf dem Rhein mit Wellen konnte das Boot um Michi ab Nyon sich deutlich vom 2. Platz lösen und Lausanne in 3:58 Stunden passieren, schon gut 18 Minuten vor dem Zweiten. Bis hier hin war die Mannschaft nur 2 Minuten hinter der Zeit des Streckenrekords von 2011. Werner und die Mixedmannschaft gingen in Lausanne fast zeitgleich nach gut 4:31 Stunden durch den Kontrollpunkt, was Platz 6 und 7 bedeutete.
Ab Lausanne hörte es zwar auf zu regnen, jedoch machte der See dort einen Knick um gut 70°, wodurch die Wellen jetzt nicht mehr eher von Hinten, sondern eher seitlich kamen. Nass wurde man also immer noch. Ab Lausanne hatte Michi dann das Vergnügen in diesen Wellen Schlag fahren zu dürfen. Da Bug und Heck durchgehend quer in einer Welle hingen, gingen hier viele Körner drauf, um das Boot vorwärts zu bringen. Trotz der erhöhten Anstrengung ging die Bootsgeschwindigkeit deutlich runter. Das zog sich leider bis kurz vor Montreux. Dort durfte Michi dann endlich ziemlich kaputt auf den Steuerplatz. Montreux passierte Michi nach 6:04 Stunden – jetzt leider gut 14 min hinter dem Streckenrekord aber mittlerweile über 30 min vor dem 2. Platz, die wohl noch schlechter durch die Wellen kamen. Die Mixedmannschaft kam auf der 5. Position nach 06:51 Stunden an Montreux vorbei und nur knapp hinter Platz 3 und 4. Werner war mittlerweile gut 8 Minuten da hinter auf dem 7. Platz.
Montreux ist der hinterste Punkt des Sees, daher ging es jetzt auf den Rückweg. Die Wetterprognose stimmte wieder (die Schweizer machen irgendwie bessere Wetterprognosen als die bei uns) und der Wind war mittlerweile quasi nicht mehr vorhanden und es kam auch mal kurz die Sonne raus. Aber in nicht als zu weiter ferne sah man immer wieder die Regenschauer auf sich zu kommen. Aber der Regen beeinflusst die Ruderbedingungen ja nicht, daher waren die Mannschaften froh über das mehr oder weniger glatte Wasser auf dem Rückweg an der französischen Küste.
An der französischen Küste passiert traditionell nicht mehr so viel, da hier schon die Spreu vom Weizen getrennt ist. Aber die Mannschaft von Michi konnte jetzt endlich wieder anständig rudern und ordentlich aufs Gaspedal drücken, was die Stimmung im Boot deutlich hob. Einige eiskalte Regenschauer später wurde auch der letzte Kontrollpunkt (28 km vor dem Ziel) vor Genf genommen und jeder in der Mannschaft fühlte sich noch sehr gut. Auch wenn eine Rekordzeit nicht mehr drinnen war, so war eine Zeit unter 12 Stunden noch in greifbarer Nähe, also weiter das Pedal ins Bodenblech einmassieren.
Das Wetter wurde nicht besser und über Genf hing ein Gewitter. Auf den letzten Kilometern hatte Michis Mannschaft also laute Unterstützung von Blitz und Donner. Der erlösende Böllerschuss für das erste Team, dass die Ziellinie überquert, ertönte und wurde gefolgt von einem deutlich lauteren Donnerknall. Ein schöner Empfang nach einer harten Tour. Damit war es nach fulminantem Endspurt geschafft eine Zeit unter 12 Stunden zu fahren. Mit 11:52:20 war es sogar die 2. schnellste je gefahrene Zeit. Den Streckenrekord mit 11:43:30 wurde leider verfehlt, aber immerhin wurde auf den letzten 28km der Zwischenzeiten Rekord mit 2:05h deutlich nach unten korrigiert.
Das Gewitter zog weiter und das zweitplatzierte Boot kam ohne Beeinträchtigung nach 12:57:38 ins Ziel. Die Mixedmannschaft kam nach 13:36:06 an 4. Stelle und als 1. in ihrer Klasse ins Ziel und war damit sehr zufrieden. Werner kam mit seiner Mannschaft nach 14:12:25 an 7. Position ins Ziel.
Der weitere Rennabend lief traditionell ab: Kurze Ehrerweisung mit Team-Foto – Duschen – Essen fassen. In diesem Jahr gab es zur Freude der Ruderer wieder eine Massage nach der Dusche für jeden, der wollte.
Nach einer weiteren Nacht im Bunker mussten am nächsten Morgen die Boote wieder abgerüstet und verladen werden. Das Offizielle begann um 11:30 Uhr mit der Siegerehrung. Hübsche Teilnehmer-Becher aus Zinn erhielten alle als sichtbare Respekts-Bekundung. Die Siegerkännchen gab es freilich nur für die Klassensieger, das dickste naturgemäß für die Gesamtsieger. Die Mixedmannschaft konnten sich über die Kanne für die Mixedklasse und Michi über die Kanne für den Gesamtsieg freuen. Zusätzlich gab es zum 50.-jährigen den Sonderpreis „Défi du Président“ für die schnellste Zeit zwischen Lausanne und Le Bouveret (ca. 45km) für die Klassen Männer, Mixed und Frauen. Auch hier konnten sich beide Mannschaften über jeweils einen weiteren Preis freuen. Im Anschluss der Siegerehrung folgte noch das 3 Gänge-Abschluss-Bankett mit wieder sehr leckerem Essen im Restaurant der SNG. Nach dem Essen wurde noch die Anmeldung für das nächste Jahr abgeben und dann ging es wieder auf die Autobahn Richtung Norden.