Die Ruhr auf 250 Metern

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5 KCfWler auf der Ruhr

EUREGA (45km bzw. 100km), KCfW-Regatta (100km), Tour du Léman à l‘Aviron (160km) oder Rheinmarathon (42,8km): Langstreckenregatten sind die typischen Wettkämpfe, bei denen der KCfW vertreten ist. Am 29. Juni 2013 wagte sich erstmals seit Langem wieder eine Mannschaft des KCfW an ein Ultra-Kurzstreckenrennen: Ganze 250m(!) Renndistanz. Richtig, normalerweise würden wir für 250m Ruderdistanz noch nicht einmal das Boot raustragen, aber die Boote wurden glücklicherweise vom ausrichtenden Steeler Ruder-Verein gestellt.

Die Mannschaft, bestehend aus Christian Mohr, Oliver Schüler, Maximilian Kroh, Kai Lüpkes und Angelika Schüler als Steuerfrau, fand sich spontan nach der Rückkehr aus Akkrum. Alle hatten noch nie zuvor solch ein Kurzstreckenrennen absolviert und mit Oliver und mir hatten wir sogar zwei völlige Regattaneulinge am Start. Zwei Übungstermine im Deutzer Hafen mussten reichen, um Start, hohe Schlagzahl, Kondition und Kraft auf die Kurzstrecke auszurichten. Kein leichtes Unterfangen, wie wir nach den ersten Sprints im Hafenbecken feststellen mussten: 250m können doch recht lang sein, wenn die Lungenkapazität auf einmal schlagartig nachlässt und auch die Technik zeigte bei hoher Drehzahl vereinzelt leichte Ermüdungserscheinungen. Trotzdem, es ging weiter und schon beim zweiten Trainingstermin eine Woche später zeigten sich erste Trainingseffekte, sodass wir als eingeübte und zuversichtliche Außenseiter zum Wettbewerb fahren konnten.

Der Vierercup wurde zum 8. Mal ausgetragen und fand vor dem Bootshaus des Steeler Ruder-Vereins auf der Ruhr statt. Insgesamt drei Wettbewerbe, der Vereinscup, ein Funcup und ein Skulltauschmeisterwettbewerb im Skiff sorgten bei leicht bewölkten, aber mildem Wetter für gute Unterhaltung der zahlreichen Zuschauer. Während sich im Vereinscup gleich 3 Mannschaften des Veranstalters der Konkurrenz aus insgesamt 9 weiteren Booten stellten, lieferten sich im Funcup Mannschaften von Firmen, Parteien und Verbänden ein echtes Wassersportduell. Diese Mannschaften bekamen 4 Übungsstunden vorab und wurden dann auf die Rennstrecke losgelassen.

Gestartet wurde immer abwechseln ein Rennen des Vereins- und des Funcups mit jeweils 4 Booten pro Rennen, sodass für reichlich Abwechslung gesorgt war. Beginnend mit drei Vorrunden qualifizierten sich die jeweils 1. und 2. Plätze direkt für das Halbfinale, die restlichen starteten in zwei Hoffnungsläufen, bei denen die beiden Erstplatzierten ins Finale einzogen, der Rest schied aus. In den beiden Halbfinalrennen qualifizierten sich wiederum die ersten beiden Plätze für das Finale.

Der erste Blick nach Ankunft am Bootshaus in Essen-Steele galt der Ruhr, um bei diesen für Kölner Verhältnisse bescheidenen Strömungsverhältnissen die Strömungsrichtung festzustellen. Nach Anmeldung, Begrüßung und Auslosung der Startnummern ging es zum Start des ersten Rennens, unsere Mannschaft startete direkt im 1. Vorlauf. Ein wenig Warmrudern, ein, zwei Startübungen und letzte Anweisungen in Sachen Technik, dann richteten sich die ersten vier Boote an der Startlinie aus.

Direkt nach dem Start war das erste Rennen für uns auch schon vorbei, das Backbord-Skull unseres Bugmannes hatte sich in einer der Bahnbegrenzungsbojen verheddert und führte zum ersten Startabbruch: Alles auf Anfang. Doch der zweite Start glückte und nach einem leichten Rückstand direkt nach dem Start auf die anderen drei Boote schoben wir uns mit Adrenalin auf Anschlag und unbändigem Willen an den anderen Booten vorbei und erreichten mit einer ¾ Bootslänge Vorsprung vor dem Zweiten die Ziellinie. Hatten wir vorab mit ca. 1 Minute als guten Richtwert für die Distanz gerechnet, hatten wir uns nun nach 48,3 Sekunden mit dem 1. Platz bereits den Einzug ins Halbfinale gesichert! Schon damit hatten wir unsere bescheidenen Anfangsziele, nicht Letzter werden und gut dabei sein, erfüllt und nutzten die weiteren Vorläufe und den Funcup zur Beobachtung der Konkurrenten und Normalisierung des Pulses.

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Die Mannschaft kurz nach ihrem siegreichen ersten Rennen: (v.l.) Angelika Schüler, Oliver Schüler, Christian Mohr, Maximilian Kroh und Kai Lüpkes

Ein neues Gefühl während des Rennens: Tunnelblick, die Augen starr auf den Rücken des Vordermannes fixiert, alle Geräusche ausblendend und auf den Schatten der Autobrücke wartend, der das nahe Ziel ankündigte. Danach recht schnell wieder auf normalen Puls kommen bei vorerst völligem Fehlen jeglicher Erschöpfungsgefühle: Das Adrenalin tat seine Wirkung.

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Auf dem Weg zum Start des Halbfinales

Nach diversen Verzögerungen auf Grund der Teilnehmer des Funcups und einer notwendigen Neuausrichtung der Bahnbegrenzungsbojen, die auch bei anderen Durchläufen zu Startabbrüchen führten, startete das 1. Halbfinale. Diesmal kam es zu einem windbedingten fliegenden Start, alle Boote waren bereits leicht in Fahrt, als das Startkommando gegeben wurde.

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Kurz nach dem Start des Halbfinales

Auch hier stellte sich rasch wieder der Tunnelblick ein und wir setzten uns schnell zusammen mit dem Boot der Steeler Rennruder-jugend vom Rest des Feldes ab. Doch obwohl wir zumindest noch 2/3 der Bootslänge der Jugend-mannschaft halten konnten, kamen wir diesmal klar als Zweiter ins Ziel und standen damit im Finale!  Großer Jubel und Erleichterung, aber auch die Gewissheit, dass wir es im Finale verdammt schwer haben würden: Denn die vorläufige Leistungsgrenze für uns Langstreckenruderer dürfte im nächsten Rennen deutlich sichtbar werden. Die Zeiten der Vorrunde sprachen bereits eine deutliche Sprache, das Steeler Jugendboot, dem wir uns im Halbfinale geschlagen geben mussten, erreichte dort bereits 45,0 Sekunden, deutliche 3,3 Sekunden schneller als unser Boot.

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Kurz vor dem Ziel des Halbfinales: In der Mitte das KCfW-Boot, links das siegreiche Boot der Steeler Jugend, rechts das Boot des RV Waltrop.

Doch vorerst freuten wir uns über das Erreichte und gingen frisch gestärkt und einigermaßen ausgeruht ins Finale. Hier waren wir die einzig verbliebene reine Gastmannschaft und traten gegen zwei Mannschaften des Steeler Ruder-Vereins (darunter die Jugendmannschaft aus dem Halbfinale) und eine gemischte Mannschaft aus

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Fertig machen für die Abfahrt zum Finale. Im Hintergrund eines der Rennen des Funcups.

Steelern und Ruderern von der Ruder-Gesellschaft Hansa aus Hamburg an.  Wiederum ein fliegender Start, doch spätestens an der zielnahen Brücke hatte sich das Feld klar auseinanderdividiert: Die beiden Steele-Boote in einem Kopf-an-Kopf- Rennen vorneweg dahinter die Mix- mannschaft, knapp dahinter kam unser Boot als 4. ins Ziel. Doch wir konnten mir unserer Ausbeute mehr als zufrieden sein: Gegen geübte Rennruderer, darunter ein ehemaliges Mitglied des Deutschland-Achters, als Außenseiter gestartet und ins Finale gerudert, das ließ das anschließende Kölsch noch besser schmecken. Zumal die gesamte Veranstaltung sehr gut organisiert war und wir einen sehr gastfreundlichen Verein kennen lernen durften. Der nächste Vierercup wird auf Grund der Fußball-WM im Sommer 2014 auf September verschoben, vielleicht ist der KCfW dann noch zahlreicher vertreten als in diesem Jahr.

Rennergebnisse Vierercup 2013

Vorrunde
BahnStartnummerVereinPlatzierungZeit
115RV Senden200:49,8
216KCfW100:48,3
317RC Germania Dortmund400:54,8
418Steeler RV Boot 3300:51,2
Halbfinale
122ERRV400:49,5
219Steeler RV Boot 2100:43,3
316KCfW200:44,8
425RV Waltrop300:47,8
Finale
120RG Hansa Hamburg / Steeler RV300:40,7
219Steeler RV Boot 2100:38,5
324Steeler RV Boot 1100:38,5
416KCfW400:42,6