1919 – 1945

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Die deutschen Meisterschaften des Jahres 1922

Preise und Siege steigen
Die Zeit ist geprägt durch politische Wirren; die Gründung einer Rheinischen Republik scheitert. Die Stadt Köln erhält unter der Amtszeit des Oberbürgermeisters Konrad Adenauer 1921 den Grüngürtel und 1923 die Sportanlagen in Müngersdorf, die zu dieser Zeit größten Europas. Die seit dem Ende des Krieges grassierende Inflation nimmt bis zum Jahr 1923 groteske Züge an: Zwischen Juli und August 1923 verteuert sich beispielsweise der Liter Milch von 3.600 auf 280.000 Reichsmark. Die Geldentwertung zwingt den Club seine Mitgliedsbeiträge an den Bezugspreis des Kölner Stadt-Anzeigers zu koppeln. Der Verein schafft es jedoch aus eigener Kraft mehrere Boote neu anzuschaffen und regelmäßige Trainingsessen zu veranstalten. Der Einsatz zahlt sich aus: Trotz der Widrigkeiten kann der Verein in den Jahren 1922 und 1923 seine größten sportlichen Erfolge feiern: Der Riemenzweier ohne Steuermann mit der Besetzung Hansult / Urbach gewinnt zweimal die deutschen Meisterschaften und auch der Achter errudert 1923 den Meisterschaftstitel.

Prunkvolle Feiern
Mit der Stabilisierung der Währung durch die Einführung der Rentenmark und dem folgenden wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt Köln – im Mai 1924 werden die Messehallen und im Mai 1925 das damals höchste Haus Europas am Hansaring eröffnet – steigt bei den Clubmitgliedern auch wieder das Interesse am Vereinsleben. Sie wollen die Entbehrungen der vergangenen Jahre vergessen und den aufkommenden Wohlstand genießen. So werden insbesondere durch den Gründer Josef „Jupp“ Pleiß „glanzvolle Herrenabende“ im Rokokosaal des Hotel Disch sowie jährlich ein Maskenball veranstaltet.

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Wiederinbesitznahme des vereinseigenen Bootshauses im Jahr 1926

600 Mitglieder brauchen Platz
Der Club bemüht sich um die Jugend und nimmt den Schülerruderverein des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums auf. Die Anfragen weiterer Schulen müssen abgelehnt werden. Deshalb und vor dem Hintergrund, dass sich die Herausgabe des beschlagnahmten Bootshauses immer wieder verschiebt, die Räumlichkeiten bei Veranstaltungen nicht alle 600 Mitglieder aufnehmen sowie nicht alle Boote im Bootshaus gelagert werden können, beschließt der Club ein neues Bootshaus bauen zu lassen. Da die Reichspolitik aber kurze Zeit später mit den Alliierten einen verbindlichen Termin für deren Abzug aus dem Rheinland aushandeln kann, bleiben diese Pläne unverwirklicht. 1926 wird das Bootshaus an den Club zurückgegeben, das vollständig zerstörte Innere muss durch den Verein in Eigenleistung wiederhergestellt und die Pontons auf der Sachsenwerft saniert werden.

Nach dessen Wiedereinweihung finden, wie vor dem Krieg, fast täglich Veranstaltungen statt: Stammtische für junge und ältere, weibliche und männliche Vereinsmitglieder; „Clubabende mit Damen“; Tanzstunden, -abende und -tees. Daneben organisiert der Club Gesellschaftsbälle im Gürzenich, Sommerabende am Rhein, Winterfeste im Messehof und den Wassersportball.

Durch die Kegelrunde Stromathleten, die aus jüngeren Mitgliedern besteht, entwickelt sich ein weiterer Bereich des Clubs, der bis in die heutige Zeit wirkt: Skifreizeiten und Wanderruderfahrten.

Am 02.10.1927 wird dem Verein die Ehre zuteil als einziger Ruderverein in Deutschland den 80-jährigen Reichspräsident von Hindenburg zum Ehrenmitglied ernennen zu dürfen.

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Der Jungmannachter des KCfW von 1929

Schwarzer Freitag
Am 13. Oktober 1929 wird die zu dieser Zeit größte Kabelbrücke Europas, die Mülheimer Brücke, ihrer Bestimmung übergeben. Eine Woche später stürzt der Schwarze Freitag an der New Yorker Börse die Welt in eine folgenschwere Wirtschaftskrise.

Auch der Club bleibt nicht verschont und eine beschwingte Vereinszeit endet. In den nächsten Jahren müssen zahlreiche Vereinsmitglieder aus finanziellen Gründen den Verein verlassen und die Festivitäten des Vereins auf interne Veranstaltungen im Bootshaus beschränkt werden. Trotz dessen gelingt es dem Verein durch sparsame Führung der Finanzen den Ruderbetrieb aufrecht zu erhalten und das Bootsmaterial zu erneuern. Unter anderem wird zur Kosteneinsparung ein Radio als Ersatz für die sonntägliche Musikkapelle erworben.

Aufgrund der angespannten Situation kommt der Gedanke auf, den Club mit dem Kölner Ruderverein von 1877 zusammenzulegen. Letztendlich scheitert dies jedoch an der Stimmung der jeweiligen Vereinsmitglieder selbständig bleiben zu wollen. Dieser Entschluss hat für den Club zumindest insofern einen Nutzen, daraus mit einem gestärktem Selbstbewusstsein hervorzugehen.

Ein Jahr nach dem Börsencrash kann die Stadt Köln die Firma Ford zum Bau eines Werks in Köln-Niehl bewegen, wodurch die wirtschaftliche Not in der Stadt verringert, aber nicht verhindert werden kann: Im Juli 1931 ist die Stadtkasse zahlungsunfähig. Dem entgegen gelingt es dem Vorsitzenden Franz Flecken durch Senkung der Beiträge neue, vor allem junge, und ehemalige Mitglieder zu gewinnen.

Jugend- und Damenriege
Durch den Ausbau des Bootshauses wird Raum für den Vereinsbeitritt weiterer Bootseigner geschaffen, wie zum Beispiel der Schülerriege des Schillergymnasiums. Außerdem ist es möglich, eine Jugendriege (1931) und die erste Damen-Ruderriege (1932) zu gründen. Auch das gesellschaftliche Vereinsleben wird aufgrund der stabilisierten Finanzen in bescheidenerem Rahmen wieder aufgenommen.

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Marianne Malberg auf dem Rhein (1939)

Der Club an der Spitze
Entgegen aller Widerstände legt der Verein jederzeit größten Wert auf seine ehrgeizigen sportlichen Ambitionen. Dafür wird regelmäßig das Bootsmaterial erneuert und ein Trainer beschäftigt. Dadurch ist es bis zum Jahr 1932 möglich, die Zahl der Siege auf 286 zu steigern, was eine im Verhältnis zur Anzahl der Vereinsjahre unter allen deutschen Rudervereinen im Jahr 1931 unerreichte Quote bedeutet.

Erste Deutsche Meisterin
Der Verein ist bis zum Kriegsausbruch sportlich erfolgreich, insbesondere in den Jahren 1938/39 unter seinem Trainer Max Reimbold. Dieser erringt als Rennruderer für den Club 80 Siege. Doch sein sportlicher Höhepunkt gelingt ihm als Trainer mit einer Frau, die später seine Ehefrau wird: Marianne Malberg gewinnt die 1. Deutsche Meisterschaft im Einer der Frauen.

Der Krieg verändert auch die Ruder-Welt
Am 13. März 1933, dem Tag nach der Kommunalwahl, bricht mit der Übernahme der Regierungsgewalt durch den NS-Gauleiter Josef Grohé auch in Köln die neue, rechtlose Zeit an.

Das Vereinsleben kommt fast zum Erliegen, was die Redaktion der Clubmitteilung im Dezember 1938 zu einem flammenden Appell an die Vereinsmitglieder veranlasst. Ob dieses mangelnde Interesse an der „finanziellen Not der Bevölkerung“ liegt, wie es die 75-jährige Festschrift vermutet, oder an der Durchdringung und Gleichschaltung des gesellschaftlichen Lebens durch den Nationalsozialismus, lässt sich nicht mehr aufklären.

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Das durch einen alliierten Bombenangriff am 03. Juli 1943 völlig zerstörte Bootshaus des KCfW

Fest steht jedenfalls, dass mit den im Jahr 1940 beginnenden Bombenangriffen nicht nur die Stadt Köln, sondern auch der Club in der bis dahin gekannten Form untergeht. Am 30. Mai 1942 legen 868 von 1047 gestarteten Bombern der Royal Air Force die bereits angeschlagene Stadt in 90 Minuten endgültig in Trümmer.

Bei dem Angriff in der Nacht des 03. Juli 1943 wird das Bootshaus mitsamt der darin befindlichen ungefähr 100 Booten vernichtet. Details des Vereinslebens aus dieser Zeit bis zum Ende des zweiten Weltkrieges liegen aufgrund der Zerstörung des Bootshauses weitestgehend im Dunkeln.

Als der zum Kriegsende sich beschleunigende Wahnsinn für die Kölner im März 1945 sein Ende findet, steht der Club in einer Ruinenlandschaft, in der nur noch rund 50.000 Menschen leben, vor dem Nichts.

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